Unter dem Titel MÄNNER FRAUEN richtet sich das Augenmerk der diesjährigen Sammlungspräsentation auf Werke, die sich mit dem Thema Porträt auseinandersetzen. So sind im KUNSTRAUM GRÄSSLIN Arbeiten von Günther Förg, Georg Herold, Reinhard Mucha, Albert Oehlen, Tobias Rehberger, Franz West und Christopher Williams zu sehen, die das Genre teils spielerisch, teils kritisch beleuchten und um konzeptuelle Fragestellungen erweitern.
Welche Bedeutung beziehungsweise Funktionen hat das (Selbst-)Bildnis heute?
Lässt sich Individualität künstlerisch erfassen?
Wie werden Frauen- und Männerbilder anhand von visuellen Strategien konstruiert beziehungsweise reflektiert?
Neben Malerei, Skulptur und Fotografie sind in der Ausstellung Installationen und Videoarbeiten zu sehen, die um die Frage nach der Repräsentation des Menschen kreisen und damit einen facettenreichen Einblick in unterschiedliche Bildnisstrategien eröffnen. Diese reichen von der vermeintlich naturgetreuen Wiedergabe des Menschen in der dokumentarischen Fotografie von Günther Förg oder den der Werbefotografie entlehnten Bildfindungen von Christopher Williams über die expressiven Selbstporträts von Albert Oehlen, die psychoanalytischen Denkansätze zur Subjektwerdung in den partizipatorischen Skulpturen von Franz West, die Hinterfragung der Beziehung von Individuum und Gesellschaft in der Videoinstallation von Georg Herold bis hin zur Auseinandersetzung mit Identitätskonstruktionen jenseits mimetischer oder verfremdender Abbildungen in den abstrakt-konzeptuellen Rauminszenierungen von Reinhard Mucha und den Skulpturen von Tobias Rehberger. Die Vielfalt an Ausdrucksformen zeugt von der ungebrochenen Gültigkeit des Porträts als ästhetische Methode der Identitätsstiftung und -reflexion in der zeitgenössischen Kunst.
Wie in den vergangenen Jahren wird auch dieses Jahr die aktuelle Präsentation im KUNSTRAUM GRÄSSLIN durch ca. 20 weitere, in der Stadt verteilte RÄUME FÜR KUNST ergänzt, die Werke aus der Sammlung zum Thema Porträt zeigen, u. a. mit Arbeiten von Kai Althoff, Georg Baselitz, Henning Bohl, Werner Büttner, Clegg & Guttmann, Axel Hütte, Martin Kippenberger, Meuser, Markus Oehlen und Cosima von Bonin. Das Konzept RÄUME FÜR KUNST, das bereits seit 1995 besteht, nutzt leerstehende Ladenlokale und Schaufenster, öffentliche Räume wie den Plenarsaal des Rathauses oder das Foyer der Sparkasse sowie die Privathäuser der Familienmitglieder als Ausstellungsorte. So wird auch in diesem Jahr der Museumsbesuch zum Stadtspaziergang, der die unterschiedlichsten Kontexte für die Erfahrung von zeitgenössischer Kunst bereit hält.