Sammlung Grässlin

Martin Kippenberger & Schon wieder Kippenberger

Anlässlich der großen Überblicksausstellungen von Martin Kippenberger im Museum of Contemporary Art in Los Angeles und im Museum of Modern Art in New York richtet sich der Fokus der diesjährigen Präsentation auf Werke von Martin Kippenberger aus der Sammlung Grässlin. Kippenberger lebte von 1980 bis 1981 und von 1991 bis 1994 in St. Georgen und fand hier eine Wahlheimat, an die er immer wieder zurückkehrte. Er schuf in St. Georgen Schlüsselwerke, die den Grundstock der Sammlung Grässlin bilden. So lud Kippenberger an seinem 40. Geburtstag die Kunstszene in die Bergstadt ein und kuratierte in allen zur Verfügung stehenden Räumen seine Jubiläumsausstellung. Im Mittelpunkt standen seine eigenen Werke aus der Sammlung Grässlin, die er mit Arbeiten seiner Künstlerfreunde kombinierte. 


Der Titel der Ausstellung war Kippenberger fanden wir schon immer gut. Familie Grässlin. In Anlehnung an das Konzept von 1994 sind in einigen RÄUMEN FÜR KUNST Arbeiten der Weggefährten von Kippenberger integriert. 


Martin Kippenbergers künstlerische Praxis hatte seit Anfang seiner Laufbahn viele Facetten. Er arbeitete in den unterschiedlichsten Medien wie Malerei, Zeichnung, Grafik, Fotografie, Skulptur und Installation, äußerte sich in Texten, Gedichten, in Katalogen, auf Plakaten und Einladungskarten. Gleichzeitig kuratierte er Ausstellungen, war Sammler und Vermittler: Kippenberger verlegte Bücher, hielt Vorträge und editierte Ausstellungsplakate, nicht nur für sich, sondern auch für befreundete Künstlerinnen und Künstler. Er benutzte jedes Medium als lebendiges Sprachrohr seiner Gedanken und verwischte bewusst deren Grenzen. 


Kippenbergers Themen entzündeten sich oft an den Banalitäten des Lebens, der Politik, der Medien und der Werbung, aber auch an prominenten Werken der Kunstgeschichte. Die Vielschichtigkeit seiner Arbeiten bedingt sich durch die verschiedenen Kontexte, die er in seine Kunst einführt. Ebenso wie er kein Ereignis unkommentiert ließ, gab es für ihn kein Thema, aus dem sich nicht Kunst machen ließe. Gleichermaßen gibt es aber auch keine Kunst, die ohne Kontext einen Sinn stiften könnte. Gerade darin, wie auch in der Bereitschaft, Fehler und Korrekturen als Instrumente in die eigene Arbeit einzubeziehen und Klischees ständig zu überprüfen, ist Kippenbergers Werk für die Kunst der 1990er Jahre beispielhaft geworden. Die in St. Georgen gezeigten Arbeiten stehen exemplarisch für diese Arbeitsstrategien und beinhalten Themenkomplexe, die Kippenberger ein Leben lang verfolgte, wie Porträts, der Frosch, die Laterne oder das Selbstbildnis.  


Im jährlichen Wechsel werden im KUNSTRAUM GRÄSSLIN und in den externen Räumen Für Kunst Werke aus dem Sammlungsbestand präsentiert, um somit einen facettenreichen Einblick in das Sammlungskonzept zu gewähren. Dies zeichnet sich dadurch aus, dass die Familienmitglieder sich auf ausgewählte Künstler der 1980er, 1990er und 2000er Jahre konzentrieren, von denen sie Werke aus allen wichtigen Schaffensphasen zusammentragen. Oft handelt es sich dabei um raumgreifende Werkblöcke, die sich mehr in den Museumskontext als in eine Privatsammlung einfügen. 


Die Stiftung Grässlin wurde im Jahr 2004 von der Familie Grässlin gegründet, um den Ausstellungsbetrieb zu tragen. Alle Familienmitglieder vereint die persönliche Bindung an den Ort. „Jenseits der pittoresken Schwarzwaldidylle sollen von dem Kunstraum-Ensemble Impulse für die Gemeinde ausgehen. Wir erhoffen uns ein lebendiges Haus, das Gäste auch von auswärts in die Stadt lockt“ (Familie Grässlin).

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