Sammlung Grässlin

Heimo Zobernig & We Love Paintings – Malerei aus der Sammlung

2016 feiert der KUNSTRAUM GRÄSSLIN sein zehnjähriges Bestehen. Aus diesem Anlass zeigt die Sammlung Grässlin eine große Überblicksausstellung zum Thema Malerei mit Werken aus den 1980er Jahren bis in die Gegenwart. 


Den Auftakt bilden im KUNSTRAUM GRÄSSLIN die Arbeiten des österreichischen Künstlers Heimo Zobernig (geb. 1958 in Mauthen), der mit zahlreichen Werken aus allen Schaffensperioden in der Sammlung Grässlin vertreten ist. Bekannt geworden ist er für seine Arbeitsweise, die sich frei zwischen Malerei, Skulptur, Film und Performancekunst bewegt und dabei die Bedeutung der avantgardistischen Bewegungen immer wieder in den Blick nimmt. In seinen Arbeiten befragt er sowohl die Skulptur der Minimal Art als auch die abstrakte Malerei neu und schafft architektonische Interventionen, die sich auf spezifische Weise mit dem jeweiligen Ort auseinandersetzen und dabei die Relationen zwischen den Objekten sowie zwischen Objekt und Betrachter genauestens austarieren. 

Im KUNSTRAUM GRÄSSLIN ist die Installation des Café Trabant zu sehen, ein räumlicher Eingriff, den Zobernig 1994 mit wenigen Mitteln in einer Wiener Künstlerbar vorgenommen hatte. Der an die eigentliche Bar anschließende Galerieraum wurde damals mit Hilfe einfachsten Mobiliars kurzerhand zu einer Verlängerung des Barraums umgestaltet. Im KUNSTRAUM steht die Konstruktion losgelöst von ihrer ursprünglichen Umgebung und muss sich neu positionieren, indem sie sich formal zu den weißen Wänden des umgebenden Raums in Beziehung setzt und diese so zu ihrem Selbstverständnis als Bestandteile des White Cube befragt. 

Bei den drei neuen Gemälden ohne Titel (2014/15) nimmt Zobernig sowohl auf die Konkrete Kunst als auch die Konkrete Poesie Bezug, indem er die technische und chemische Farbbezeichnung der verwendeten Farbe auf die Leinwand schreibt und zugleich übermalt, so dass sie im eigentlichen und im verweisenden Sinne sichtbar wird. So bewegt sich der Betrachter dieser Arbeiten zwischen dem ästhetischen Genuss der reinen Farbe eines monochromen Bildes und der Aufnahme einer technischen Information, die Auskunft über die Beschaffenheit des Materials gibt. Dabei ist der Eindruck der Bildoberfläche ein äußerst flüchtiger, der sich je nach Perspektive oder Lichteinfall verändert und die Bilder nur schwer greifbar macht.

In den über St. Georgen verteilten RÄUMEN FÜR KUNST sind unter dem Titel „WE LOVE PAINTINGS“ – angelehnt an die Collage-Reihe von Martin Kippenberger mit dem Sticker „I LOVE…“ – ausgewählte malerische Positionen aus der Sammlung zu sehen. 

Mit Werken von Werner Büttner, Günther Förg, Georg Herold, Martin Kippenberger, Albert Oehlen und weiteren Künstlern haben die 1980er Jahre in dem ehemaligen Industriegebäude in der Bahnhofstraße 64a einen großen Auftritt. Damals hat nicht nur die figurative Malerei eine Wiederbelebung erfahren, sondern auch eine Phase der Neuorientierung in der Ausrichtung der Sammlung Grässlin stattgefunden. Nachdem die Informelsammlung der Eltern Anna und Dieter Grässlin Ende der 1970er Jahre mit wenigen Schlüsselwerken vervollständigt wurde, begannen die vier Geschwister Bärbel, Thomas, Sabine und Karola junge Künstlerinnen und Künstler ihrer eigenen Generation zu entdecken und anzukaufen. Das großformatige Gemälde von Georg Baselitz in einem der Schaufenster fungiert wie eine Klammer zwischen der frühen Informelsammlung und der heutigen Sammlung Grässlin. 

Jüngere Positionen sind mit Cosima von Bonin im Rathaus oder mit Stefan Müller in der Galerie im Wohnhaus von Anna Grässlin vertreten. Während Cosima von Bonin mit dem Einsatz ihrer Stoffbilder den Malereibegriff hinterfragt, indem sie den klassischen Bildträger Stoff zur Bildoberfläche macht und in ihren im Foyer ausgestellten Multiples High and Low-Culture spielerisch miteinander vermengt, konzentriert sich Stefan Müller auf das klassische Tafelbild. Die in den letzten zehn Jahren entstandenen Bilder setzen die Leinwand als Träger malerischer wie zufälliger Gebrauchsspuren ein und erzeugen so eine poetische Wirkkraft des Ephemeren. 

Ein Gang vorbei an den Schaufenstern mit Arbeiten von Imi Knoebel, Michael Krebber, Kalin Lindena oder Hans-Jörg Mayer macht deutlich, dass die zeitgenössische Malerei noch immer an den klassischen Fragen wie denen nach Abstraktion und Gegenständlichkeit interessiert ist, sie gleichwohl um narrative und konzeptuelle Aspekte erweitert.

Die Sammlung Grässlin kann nach Vereinbarung besichtigt werden. Ein geführter Rundgang beinhaltet sowohl den Besuch des KUNSTRAUM GRÄSSLIN als auch der RÄUME FÜR KUNST. 

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